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Die IP-Schutzarten definieren den Schutzgrad eines Gehäuses gegen Berührungen, Fremdkörper und Wasser. Die Abkürzung IP steht dabei laut DIN für „International Protection“. Sie wird im Englischen aber als „Ingress Protection“ verwendet, was im Deutschen so viel wie „Eindringschutz“ bedeutet. In der Alltagssprache wird häufig auch der Begriff IP-Schutzklasse verwendet. Genaugenommen ist das nicht korrekt: Eine Schutzklasse kennzeichnet im Gegensatz zur Schutzart den Schutz vor den Gefahren elektrischer Spannung. Durch das Kürzel IP wird jedoch schnell deutlich, worum es sich tatsächlich handelt. In unserem Ratgeber erfahren Sie, was die einzelnen Ziffern bedeuten und welche Schutzarten für den Außen- oder Innenbereich geeignet sind – mit übersichtlicher Tabelle über die gängigsten IP-Schutzarten.
Was ist eine IP-Schutzart?
Vor allem in Industrie und Gewerbe sind elektrische Geräte und Anlagen besonderen Belastungen ausgesetzt. Sie sollen draußen verschiedenen Witterungsbedingungen und drinnen Staub, chemischen Dämpfen oder Feuchtigkeit standhalten. Aus diesem Grund müssen die Geräte so im Gehäuse verbaut sein, dass sie unter diesen Einflüssen keinen Schaden nehmen.
Den vielen verschiedenen Umgebungsbedingungen entsprechend wurden IP-Schutzarten eingeführt. Sogenannte IP-Codesdefinieren, inwieweit ein Gerät gegen welche Einflüsse geschützt ist. Sie sind in der nationalen DIN-Norm DIN EN 60529 genau festgelegt. Zudem gilt die internationale Norm ISO 20653 für Straßenfahrzeuge. Eine zweistellige Ziffernkombination gibt jeweils den Schutz an. Der Code folgt dem Schema IPXY:
- Die erste Ziffer (X) spezifiziert die Schutzart für Berührungs- und Fremdkörperschutz.
- Die zweite Ziffer (Y) definiert den Wasserschutz.
Die elektrischen Bedienelemente unserer Elektro-Hubwagen und Elektro-Hochhubwagen sind beispielsweise durch eine besondere Kapselung nach der jeweiligen IP-Schutzart geschützt. So bleiben sie widerstandsfähig gegen äußere Einflüsse und haben eine höhere Lebensdauer als ungeschützte Flurförderzeuge.
IP-Schutz Kennziffer 1: Berührungs- und Fremdkörperschutz
Die erste Ziffer eines IP-Codes gibt an, wie gut ein Gerät gegen Berührungen (zum Beispiel mit den Händen) sowie gegen Fremdkörper wie Staub, Steinchen oder Draht geschützt ist. Je höher die Zahl, desto größer ist der Schutz:
DIN EN 60529 | ISO 20653 | Schutz gg. Berührung | Schutz gg. Fremdkörper |
---|---|---|---|
0 | 0 | kein Schutz | kein Schutz |
1 | 1 | Schutz vor Berührungen mit dem Handrücken | Schutz vor größeren festen Fremdkörpern ab einem Durchmesser von 50 mm |
2 | 2 | Schutz vor Berührungen mit den Fingern | Schutz vor mittleren festen Fremdkörpern ab einem Durchmesser von 12,5 mm |
3 | 3 | Schutz vor dem Zugang mit Werkzeug/Draht von 2,5 mm | Schutz vor kleineren festen Fremdkörpern ab einem Durchmesser von 2,5 mm |
4 | 4 | Schutz vor Zugang mit Werkzeug/Draht von 1 mm | Schutz vor sehr kleinen festen Fremdkörpern ab einem Durchmesser von 1 mm |
5 | 5K | kompletter Berührungsschutz | Schutz vor Staub in größeren, schädigenden Mengen |
6 | 6K | kompletter Berührungsschutz | komplette Staubdichtigkeit |
IP-Schutz Kennziffer 2: Wasserschutz
Die zweite Kennziffer der IP-Schutzarten bezieht sich auf den Schutz vor Feuchtigkeit und größeren Wassermengen. Auch hier gilt: Je höher die Zahl ist, desto besser ist das Gerät geschützt:
DIN EN 60529 | ISO 20653 | Wasserschutz |
---|---|---|
0 | 0 | Kein Schutz |
1 | 1 | Schutz vor Tropfwasser, wenn es senkrecht fällt |
2 | 2 | Schutz vor schräg fallendem Tropfwasser, wenn das Gehäuse bis zu 15° geneigt ist |
3 | 3 | Schutz vor fallendem Sprühwasser bis zu einem Winkel von 60° |
4 | 4 | Schutz vor Spritzwasser von allen Seiten |
4K | Schutz vor Spritzwasser von allen Seiten mit erhöhtem Druck | |
5 | 5 | Schutz vor allseitigem Strahlwasser aus einer Düse |
6 | 6 | Schutz vor starkem Strahlwasser |
6K | Schutz vor starkem Strahlwasser mit erhöhtem Druck | |
7 | 7 | Schutz vor zeitweiligem Untertauchen |
8 | 8 | Schutz vor dauerhaftem Untertauchen |
9 | Schutz vor Wasser zur Hochdruck- bzw. Dampfstrahlreinigung (in der Landwirtschaft) | |
9K | Schutz vor Wasser zur Hochdruck- bzw. Dampfstrahlreinigung (Straßenfahrzeuge) |
IP-Schutzarten: Tabelle im Überblick
Durch die Kombination aus Kennziffer 1 und 2 gibt eine IP-Schutzklasse Aufschluss über die Berührungs-, Fremdkörper- und Wassersicherheit eines Geräts. Ist eine Ziffer für den jeweiligen Fall nicht relevant, wird sie durch ein X ersetzt. Der Code lautet dann beispielsweise Schutzart IPX4. Die gängigsten Arten von IP-Schutz zeigt die folgende Tabelle:
IP-Klasse | Schutzart | Anwendungsbereiche |
---|---|---|
Was bedeutet die Schutzart IP20? | · Schutz vor Berührung mit den Fingern und festen Körpern ab 12,5 mm Durchmesser | · Lampen in trockenen Innenräumen, Schaltschränke |
Was bedeutet die Schutzart IP23? | · Schutz vor Berührung mit den Fingern und festen Körpern ab 12,5 mm Durchmesser sowie fallendem Sprühwasser bis 60°-Winkel | · Lampen und Geräte für Außenbereiche mit Überdachung |
Was bedeutet die Schutzart IP40? | · Schutz vor dem Zugang mit Draht und kornförmigen Fremdkörpern | · Geräte in trockenen Innenräumen, in denen z. B. mit Granulaten oder grobem Staub gearbeitet wird |
Was bedeutet die Schutzart IP44? | · Schutz vor dem Zugang mit Draht und kornförmigen Fremdkörpern sowie allseitigem Spritzwasser | · Lampen und Geräte in feuchten Räumen, Bädern und überdachten Außenbereichen |
Was bedeutet die Schutzart IP54? | · vollständiger Berührungsschutz · Staubschutz · Schutz vor allseitigem Spritzwasser | · Innen- und Außenräume · Industrieanlagen · Werkstätten |
Was bedeutet die Schutzart IP55? | · vollständiger Berührungsschutz · Staubschutz · Schutz vor Strahlwasser | · Innen- und Außenbereiche · Trockenräume von Fahrzeugen |
Was bedeutet die Schutzart IP65? | · vollständiger Berührungsschutz · staubdicht · Schutz vor Strahlwasser | · Feuchträume · Außenbereiche · Industrieanlagen, in denen mit Flüssigkeiten oder stark staubenden Materialien gearbeitet wird |
Was bedeutet die Schutzart IP67? | · vollständiger Berührungsschutz · staubdicht · Schutz vor zeitweiligem Untertauchen | · Feuchträume · Außenbereiche · Duschen/Badewannen · Gewässernähe |
Was bedeutet die Schutzart IP68? | · vollständiger Berührungsschutz · staubdicht · Schutz vor dauerhaftem Untertauchen | · Feucht- und Außenbereiche · Bäder · innerhalb von Gewässern · Wassertanks · Wannen |
IP-Schutz im Badezimmer: Welche Schutzart ist nötig?
In trockenen Innen- bzw. Wohnräumen benötigen Sie für gewöhnlich kaum Geräte mit einer Schutzart gegen das Eindringen von Wasser. In der Küche und vor allem im Bad jedoch sind Feuchtigkeit und Spritzwasser erwartbar, weshalb beispielsweise Leuchten eine angemessene Wasser-Schutzart haben müssen. Das schreibt die DIN 571/VDE 0100 Teil 701 vor. Die konkreten Vorgaben lauten:
- Im unmittelbaren Bereich von Badewanne und Dusche benötigen Geräte bzw. Leuchten die Schutzart IP67 (wasserdicht bei zeitweiligem Untertauchen).
- Geräte, die auf Flächen bis zu einer Höhe von 2,25 m rund um eine Duschbrause bzw. eine Bade-/Duschwanne angebracht werden, brauchen die Schutzart IP65 (Schutz vor Strahlwasser).
- Geräte, die sich bis zu 60 cm rund um Dusche/Badewanne und an der Wand bis zu einer Höhe von 2,25 m befinden, müssen die Schutzart IP44 aufweisen (Schutz vor Spritzwasser).
Dies sind die Mindestvorgaben für IP-Schutzarten im Bad. Es spricht selbstverständlich nichts dagegen, in Feuchträumen nur Geräte und Leuchten mit einer besonders hohen Schutzart wie IP67 zu installieren. Mitunter ist das sogar in trockenen Wohnräumen sicherheitstechnisch sinnvoll, beispielsweise wenn infolge von Bauarbeiten ein Hausdach abgetragen wird und der Schutz gegen eindringendes Regenwasser von der Decke her zeitweise reduziert ist.
FAQ zu IP-Schutzarten
„IP“ bedeutet „International Protection“ bzw. „Ingress Protection“ (Eindringschutz). Die zwei Ziffern dieses IP-Wertes zeigen an, in welchem Maße elektrische Geräte und Anlagen gegen Berührungen, Schläge und Stäube (1. Ziffer) sowie gegen Dünste, Feuchtigkeit und Wasser (2. Ziffer) geschützt sind. Denn elektrische Geräte und Anlagen müssen auch unter besonderen Belastungen in Außenarealen und Innenräumen einwandfrei funktionieren.
· Beispielsweise muss eine Wohnzimmerleuchte staubdicht sein, benötigt aber für gewöhnlich keinen Schutz vor Wasser. Für sie genügt die Schutzart IP20 (2 = Schutz vor Berührungen mit den Fingern und mittleren festen Fremdkörpern, 0 = kein Schutz vor Feuchtigkeit).
· Eine Badezimmerleuchte hingegen muss resistent gegen Spritzwasser und zudem wasserdicht bei zeitweiligem Untertauchen sein, weshalb sie die Schutzart IP67 benötigt (6 = kompletter Berührungsschutz und Staubdichtigkeit, 7 = Schutz vor zeitweiligem Untertauchen)
Die Kennzeichnung mit einer IP-Schutzart gibt Aufschluss darüber, ob ein elektrisches Gerät für die Nutzung unter bestimmten Umweltbedingungen (z. B. Feuchtigkeit) geeignet ist und eine sichere Anwendung ermöglicht. So sollte beispielsweise die Bezeichnung „wasserdicht“ immer mit der entsprechenden IP-Schutzart gekennzeichnet sein.
Für trockene Innenräume reicht die IP-Klasse 20 vollkommen aus. Soll das Gerät besser vor Berührungen und sehr kleinen Fremdkörpern geschützt sein, ist die Schutzart IP40 zu empfehlen.
Anders sieht es in feuchten Räumen wie Bädern, Küchen oder Industrieanlagen aus, die mit Flüssigkeiten arbeiten. Hier ist mindestens die Schutzklasse IP44 notwendig.
Ist das Gerät Strahlwasser ausgesetzt, sollte es die Norm IP65 erfüllen. Befindet es sich zeitweise oder dauerhaft unter Wasser, eignen sich die IP-Schutzklassen IP67 oder IP68.
Geräte in Außenbereichen müssen ständig wechselnden Witterungsbedingungen widerstehen können. Befinden sie sich nah am Gebäude, zum Beispiel auf einem Balkon oder unter einem Vordach, reichen Schutzarten wie IP23 oder IP44 aus. Geräte, die im Freien Wind, Regen oder Schnee ausgesetzt sind, benötigen den Schutz der Klassen IP54, IP55 oder IP67.
Schutzarten geben den Schutzgrad von elektrischen Geräten und Anlagen gegen Berührungen, Stöße, das Eindringen von Fremdkörpern, Wasser, Dünsten usw. an. Die Schutzklassen hingegen gehören in den Bereich der Elektrotechnik. Sie definieren den Schutz von Geräten gegen das Entstehen von berührungsgefährlichen Spannungen. Das ist vor allem bei Geräten mit Metallgehäusen wichtig: Im Falle eines Isolationsschadens im Geräteinneren muss sichergestellt sein, dass der elektrische Strom sich nicht auf das Gehäuse übertragen und lebensgefährliche Stromunfälle beim Berühren der Geräte verursachen kann.
Bitte beachten Sie: Die hier erwähnten Vorschriften sind nur eine Auswahl der wichtigsten gesetzlichen Vorgaben. Detaillierte Informationen lesen Sie dazu in den aufgeführten und ggf. weiteren Vorschriftensammlungen und Gesetzestexten nach. Bei der konkreten Umsetzung im Betrieb können und sollten im Zweifel außerdem Sachverständige hinzugezogen werden.
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