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Jahrhundertelang wurde Stroh als Bau- und Dämmstoff genutzt. Mit dem Aufkommen moderner Baustoffe geriet die Strohdämmung zunächst in den Hintergrund. Seitdem aber beim Bauen immer mehr Wert auf Nachhaltigkeit und Ökologie gelegt wird, steigt die Nachfrage wieder an. Häufig kommt es bei Renovierungsarbeiten an Altbauten und Fachwerkhäusern zum Vorschein. Wie gut Stroh für die Schall- und Wärmedämmung geeignet ist und welche Vor- und Nachteile es hat, lesen Sie im Ratgeber.
Wie wird Stroh zum Dämmstoff?
Stroh ist ein natürliches Abfallprodukt der Landwirtschaft. Nach dem Dreschen von Getreide und Hülsenfrüchten bleiben die Halme und Blätter der Pflanzen zurück und werden getrocknet. Neben der landwirtschaftlichen Verwendung als Dünge-, Streu- oder Futtermittel wird es schon seit Jahrhunderten als Baustoff eingesetzt; zum Beispiel für traditionelle Strohdächer oder in Verbindung mit Lehm für die Errichtung von Gebäuden.
Um Stroh für die Dämmung zu verwenden, wird es entweder in Ballen- oder Plattenform gepresst. Die Technik dafür hat sich seit dem 19. Jahrhundert kaum geändert. Nach wie vor kommen maschinell betriebene Ballenpressen zum Einsatz, die die Strohballen mit hohem Druck sehr dicht zusammenpressen (90 bis 130 kg/m3). Danach beträgt der Feuchtigkeitsgehalt der Strohballen weniger als 15 Prozent, was Schimmelbildung und Schädlingsbefall auf natürliche Weise verhindert. Eine zweite Möglichkeit ist die Verwendung von losen Strohhalmen als Einblasdämmung.
Für die Herstellung der Dämmstoffe wird ausschließlich naturbelassenes Stroh genutzt; Bindemittel und andere chemische Zusatzstoffe kommen nicht zum Einsatz. Dadurch ist Stroh für eine ökologische Dämmung bestens geeignet.
Mögliche Anwendungsgebiete
Daraus ergeben sich vielseitige Einsatzmöglichkeiten:
- Strohplatten für die Dämmung von Innenwänden und Fußboden
- Hohlraum- und Zwischensparrendämmung mit Stroh in Ballenform oder als Einblasdämmung
- Lehm-Stroh-Dämmung für die Sanierung von Fachwerkhäusern und denkmalgeschützten Altbauten
- Strohballenbau: Für den Wandaufbau eines Gebäudes werden ausschließlich Strohballen genutzt, auf denen die Dachlast anschließend ruht. In Deutschland ist die tragende Bauweise mit Strohballen allerdings nicht von der Bauaufsicht zugelassen. Hier wird zuerst ein tragendes Holzständerwerk errichtet, dessen Zwischenräume anschließend mit Strohballen ausgefüllt werden.
Dämmeigenschaften von Stroh
Bei der Dämmung mit Stroh spielt die Feuchtigkeitsregulierung eine wichtige Rolle. Wenn sich aufgrund einer ungeeigneten Wandverkleidung dauerhaft Kondenswasser ansammelt, besteht die Gefahr von Schimmelbildung. Das können Sie jedoch mit einem fachgerechten Wandaufbau vermeiden. Außerdem haben nicht alle Strohsorten gleich gute Dämmeigenschaften. Beim Hausbau kommt hauptsächlich Weizen, seltener Roggen zum Einsatz. Die Verwendung von Hafer und Gerste ist zwar ebenfalls möglich, aber weniger effektiv.
Mit dem richtigen Material und einer fachgerechten Verarbeitung können Sie sich auf die positiven Eigenschaften von Strohdämmstoffen verlassen.
- Wärmeschutz: Stroh hat eine hohe Wärmespeicherkapazität und ist dadurch hervorragend zur Isolierung geeignet. Selbst bei lang anhaltender Sommerhitze bleibt es im Inneren des Hauses angenehm kühl.
- Dämmwirkung: Die Wärmeleitfähigkeit von Stroh beträgt etwa 0,05 Watt pro Quadratmeter. Dieser Wert liegt im Mittelfeld. Sie können ihn aber durch eine entsprechend dicke Dämmschicht und/oder die Verbindung mit anderen Dämmstoffen erhöhen.
- Brandschutz: Die leichte Brennbarkeit von losem Stroh führt immer wieder zu Unsicherheiten. Durch die dichte Pressung erreichen die Strohballen die Baustoffklasse E, sind also normal entflammbar. Durch das Verputzen der Wände (mit Lehm- oder Kalkputz) können Sie die Brandschutzeigenschaften zusätzlich verbessern.
- Schallschutz: Stroh ist zur Dämmung von Wänden in Wohnlagen mit lauten Umgebungsgeräuschen, aber auch zur Trittschalldämmung geeignet, da Geräusche durch die dichte Pressung der Strohhalme sehr gut absorbiert werden.
- Feuchtigkeitsregulierung: Stroh ist diffusionsoffen und bietet dadurch optimale Voraussetzungen für den Feuchtigkeitsaustausch im Inneren. Das sorgt für ein gesundes Raumklima.
- Widerstandsfähigkeit: Wichtig ist, dass Verkleidungen und Putzschichten ebenfalls diffusionsoffen sind, damit sich keine Feuchtigkeit anstauen und Schimmel verursachen kann. Gleichzeitig sollten Sie Risse und Lücken vermeiden, da hierdurch Insekten und Schädlinge eindringen können. Werden diese Regeln eingehalten, überzeugt die Strohdämmung mit einer langen Haltbarkeit.
Wie nachhaltig ist Stroh als Dämmstoff?
Unter den nachhaltigen Baustoffen belegt Stroh einen der Spitzenplätze. Das liegt daran, dass es ohnehin als „Abfallprodukt“ bei der Landwirtschaft anfällt und deshalb an vielen Orten lokal verfügbar ist. Das ökologische Gleichgewicht wird also nicht durch lange Transportwege oder schädliche Abbaubedingungen gefährdet.
Außerdem wird für die Herstellung von Strohdämmstoffen nur wenig zusätzliche Energie benötigt und es kommen keine chemischen Zusatzstoffe zum Einsatz. Dadurch ist auch die Entsorgung sehr umweltfreundlich: Eine reine Dämmung aus Stroh kann einfach kompostiert, aber auch in speziellen Anlagen zu Biogas weiterverarbeitet werden. Zudem werden beim Zuschneiden und Aufbringen konventioneller Dämmstoffe häufig Säge- und Schnittspäne in die Umwelt freigesetzt. Je nach Dämmmaterial kann der Abbau dieser freigesetzten Materialien mehrere Hundert Jahre dauern. Bei der Verwendung von Stroh als Dämmstoff treten diese Nachteile nicht auf.
Auch die CO2-Bilanz ist äußerst überzeugend. Beim Wachstum speichert das Getreide viel mehr CO2 als bei der Weiterverarbeitung zum Dämmstoff entsteht. Darüber hinaus reduzieren Sie Ihre Co2-Emissionen weiter, wenn Sie ein Gebäude mit Stroh dämmen und dadurch den Heizbedarf senken.
Die Kosten für eine Strohdämmung
Der Vergleich mit anderen ökologischen Dämmstoffen spricht für die Strohdämmung. Die Kosten für das Material belaufen sich auf 10 bis 15 Euro pro Quadratmeter. Der genaue Preis hängt davon ab, welche Abmessungen die Strohballen oder -platten haben und ob Sie direkt bei Landwirtschaftsbetrieben oder im Baustoffhandel einkaufen.
Dazu kommen die Einbaukosten, diese liegen etwas über dem Durchschnitt. Für den fachgerechten Aufbau von Strohdämmungen in Wänden oder am Dach ist große Sorgfalt und Fachkenntnis nötig, die sich auf den Preis niederschlägt. Wie in allen Bereichen am Bau lohnt sich die Investition in ein erfahrenes, spezialisiertes Unternehmen, auch wenn der Preis dadurch etwas höher ausfällt.
Auch bei der Entsorgung von zur Dämmung verwendetem Stroh fallen im Vergleich zu konventionellen Dämmstoffen in der Regel geringere Kosten an. Während Stroh am Ende seines Lebenszyklus kompostiert oder verbrannt werden kann, müssen konventionelle Dämmstoffe fachgerecht entsorgt und recycelt werden.
Fazit: Vorteile und Nachteile von Stroh als Dämmstoff
Vorteile | Nachteile |
hohe Wärmespeicherkapazität | Wärmeleitfähigkeit liegt eher im Mittelfeld und muss durch Materialstärke ausgeglichen werden |
sehr guter Schallschutz | mittlerer Brandschutz, Baustoffklasse E (normal entflammbar) |
diffusionsoffen, dadurch gute Feuchtigkeitsregulierung für ein gesundes Raumklima | sorgfältige, fachgerechte Verarbeitung nötig, um Feuchtigkeit und Schädlinge zu vermeiden |
umweltfreundlich und nachhaltig | |
naturbelassen und dadurch gut verträglich | |
kompostierbar bzw. Weiterverwertung möglich | |
günstige Materialkosten |
FAQ zur Strohdämmung
Unter den nachhaltigen Baustoffen belegt Stroh einen der Spitzenplätze. Das liegt daran, dass es ohnehin als „Abfallprodukt“ bei der Landwirtschaft anfällt und deshalb an vielen Orten lokal verfügbar ist. Außerdem kommen bei der Herstellung von Strohdämmstoffen keine chemischen Zusätze zum Einsatz und auch die CO2-Bilanz ist äußerst überzeugend. Beim Wachstum speichert das Getreide viel mehr CO2, als bei der Weiterverarbeitung zum Dämmstoff entsteht.
Bei der Dämmung mit Stroh spielt die Feuchtigkeitsregulierung eine wichtige Rolle. Wenn sich aufgrund einer ungeeigneten Wandverkleidung dauerhaft Kondenswasser ansammelt, besteht die Gefahr von Schimmelbildung. Das können Sie jedoch mit einem fachgerechten Wandaufbau und diffusionsoffenen Materialien vermeiden.
Die leichte Brennbarkeit von losem Stroh führt immer wieder zu Unsicherheiten. Durch die Pressung der Strohballen wird allerdings die Baustoffklasse E (normal entflammbar) erreicht. Durch das Verputzen der Wände (mit Lehm- oder Kalkputz) lassen sich die Brandschutzeigenschaften zusätzlich verbessern.
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© gettyimages.de – NATALIA NOSOVA