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Eine effiziente Kommissionierung ist in der heutigen Zeit unabdingbar, um Bestellungen möglichst schnell und kostengünstig abzuwickeln. Trotz innovativer Lösungen im Bereich der Intralogistik greifen viele Unternehmen auf altbewährte Methoden wie Pick-by-Paper zurück. Wie die beleghafte Kommissionierung funktioniert, wie sie optimiert werden kann und welche Vor- und Nachteile dieses klassische Verfahren für Ihren Betrieb bietet, erfahren Sie im Ratgeber.
Was versteht man unter Pick-by-Paper?
Pick-by-Paper ist die einfachste Form der Kommissionierung: die Zusammenstellung von Waren und Gütern nach einer Bestellung. Im Gegensatz zu anderen Kommissioniermethoden kommt das Verfahren gänzlich ohne technische Hilfsmittel oder eine komplexe Lagerplanung aus. Eingehende Bestellungen werden anhand einer Liste – auch Pickzettel genannt – vom Logistikteam zusammengestellt und anschließend in das Lagerverwaltungssystem eingetragen.
Warum wird es auch „beleghafte Kommissionierung“ genannt?
Pick-by-Paper wird auch als „beleghafte Kommissionierung“ bezeichnet, da sämtliche Arbeitsschritte in Papierform bzw. schriftlich dokumentiert werden. Dazu dient zumeist eine ausgedruckte Liste, auf der die einzelnen Positionennach Warenentnahme abgehakt werden. Auch fehlerhafte Lagerbestände werden darauf notiert. Später dient der Pickzettel als Beleg für die Übertragung aller Angaben in das EDV-System. Anhand dieser Daten wird dann der Lagerbestand aktualisiert und die Rechnung erstellt.
Eine Weiterentwicklung von Pick-by-Paper stellt die Pick-by-Tablet-Methode dar. Bei dieser moderneren Variante ohne Beleg werden die papierbasierten Packzettel durch ein Tablet ersetzt, dadurch entfällt die nachträgliche Dateneinpflegung in ein Lagerverwaltungssystem.
Für welche Unternehmen ist Pick-by-Paper geeignet?
Pick-by-Paper wird wegen seiner kostengünstigen Integration und simplen Steuerbarkeitvor allem in kleinen und mittleren Unternehmen genutzt. In KMU stehen eine aufwändige Einführung von beleglosen Kommissioniermethoden und die damit verbundenen Kosten oft in keinem Verhältnis zum Nutzen und zu den Einnahmen.
Aufgrund der fehlenden technischen Unterstützung und des hohen Verwaltungsaufwands eignet sich dieses Basis-Verfahren für Lager mit einfachem Bestandsmanagement und niedrigen Umschlagszahlen. Aufstrebende sowie große Betriebe, die auf möglichst wirtschaftliche Weise große Mengen von Artikeln für gleich mehrere Bestellungen kommissionieren müssen (Multi-Order-Picking), sollten besser auf technisch gestützte Kommissioniermethoden in Verbindung mit effizienten Lagerstrategien setzen.
Vor- und Nachteile der beleghaften Kommissionierung
Obwohl Pick-by-Paper in wirtschaftlicher Hinsicht einige Vorteile für KMU und Start-ups bietet, birgt die beleghafte Kommissionierung auch zahlreiche Nachteile in Bezug auf die Effizienz, Fehlerquote und Skalierung der Warenzusammenstellung. Die folgende Tabelle gibt Ihnen eine Übersicht über die Vor- und Nachteile des Pick-by-Paper-Verfahrens:
Vorteile | Nachteile |
---|---|
• niedrige bzw. keine Anschaffungskos-ten • einfache Steuerbarkeit • schnelle Einarbeitung von neuem Per-sonal • flexibel erweiterbar bei Lageranpas-sungen • keine Wartung von technischen Gerä-ten | • fehleranfällig und intransparent • großer Verwaltungsaufwand durch manuelle Dateneingabe • ineffizient und daher nicht für große Lager geeignet • gute Lagerkenntnisse nötig • hoher Papierverbrauch • wenig ergonomisch aufgrund händischen Mitführens von Schreibzeug |
Typischer Ablauf des Pick-by-Paper-Verfahrens
Bevor eine Bestellung verschickt wird, müssen im Lager geordnete Prozesse durchlaufen werden. Das Pick-by-Paper-Verfahren lässt sich in folgende Arbeitsschritte einteilen:
- Bestelleingang: Eine von der Kundschaft oder intern (z. B. von der Produktion) getätigte Bestellung trifft im Logistiklager ein und wird geprüft.
- Erstellen des Pickzettels: Die Lagerverwaltung macht eine Kopie der Bestellung oder stellt eine Liste zusammen, die Informationen zur Art und Menge der Ware enthält.
- Weiterleitung an das Kommissionier-Team: Die kommissionierende Person erhält den Arbeitsauftrag die zugehörige Liste.
- Lokalisierung und Entnahme der Ware: Der Picker oder die Pickerin macht sich auf den Weg zum Lagerplatz und entnimmt die angegebene Ware.
- Abhaken auf der Liste: Nach erfolgreicher Warenentnahme wird jede Position mit einem Stift abgehakt. Sollte eine Ware nicht auffindbar oder beschädigt sein, wird dies ebenfalls vermerkt.
- Übertragung in das EDV-System: Sobald die Bestellung fertig zusammengestellt ist, werden alle Arbeitsschritte manuell in das Lagerverwaltungssystem übertragen.
So geht’s: Pick-by-Paper-Kommissionierung optimieren
Wenn Sie das Pick-by-Paper-Verfahren bereits in Ihrem Betrieb nutzen und dieses optimieren möchten, verhelfen Ihnen die folgenden Tipps zu mehr Effizienz:
- Übersicht im Lager schaffen
Da den Kommissionierenden bei der Lokalisierung der einzelnen Artikel keine technischen Hilfsmittel zur Verfügung stehen, sollten Sie Ihr Lager so übersichtlich wie möglich gestalten. Lagergänge und -regale müssen klar und gut sichtbar beschriftet sein. Zudem sollten häufig nachgefragte oder gemeinsam bestellte Waren möglichst nah beieinander gelagert werden.
- Kommissionierliste optimieren
Neben der Art und Menge sollte auch der Lagerort der Artikel auf der Kommissionierliste angeführt werden. Ein einheitliches Layout für alle Pickzettel hilft dabei, die nötigen Informationen schnell und einfach zu erfassen. Idealerweise ist die Reihenfolge der einzelnen Positionen an den Weg der zuständigen Mitarbeitenden angepasst.
- Flurfördermittel nutzen
Um unhandliche Waren einfacher aus den Regalen zu heben und Wegzeiten zu verkürzen, sollten Flurförderzeuge wie Hochhubwagen oder Hubwagen bereitgestellt werden. In überschaubaren Lagern oder für kleinteilige Bestellungen auch Kommissionierwagen oder spezielle Transportboxen zum Einsatz kommen.
Welche alternativen Kommissioniermethoden gibt es?
- Pick-by-Scan ist wohl die bekannteste Form der beleglosen Kommissionierung. Hier kommt – anstelle einer ausgedruckten Liste und Stift – ein MDE-Gerät mit Touchscreen und Scanfunktion zum Einsatz. Durch das Scannen des jeweiligen Artikel-Barcodes werden alle Warenentnahmen in Echtzeit an die Lagerverwaltungssoftware (LVS) weitergeleitet.
- Pick-by-Watch setzt auf eine Smartwatch und ein Smartphone als Kommunikations- und Navigationstools. Die Geräte sind die Schnittstelle zur LVS bzw. dem Warehouse-Management-System (WMS), sodass die kommissionierende Person darauf alle relevanten Informationen mitsamt Artikeln, Mengen und Lagerorten findet. Auf der Smartwatch werden die kommissionierten Artikel bestätigt und die Bestände direkt im Verwaltungssystem aktualisiert.
- Pick-by-Voice ist ein vollkommen sprachgesteuertes Kommissionierverfahren. Der Picker oder die Pickerin trägt ein Headset, über das Menge, Art und Lagerort der bestellten Artikel angesagt werden. Die Warenentnahme wird anschließend per Sprache bestätigt und automatisch im LVS berücksichtigt.
- Pick-by-Light funktioniert über Lichtsignale an den Lagerregalen oder -schränken. Ein aufleuchtendes Lämpchen zeigt an, welche und wie viele Waren entnommen werden müssen. Durch Drücken des Bestätigungsknopfes wird die Entnahme an das System zurückgemeldet und das nächste Lämpchen leuchtet auf.
- Pick-by-RFID nutzt „Radiofrequenzidentifizierung“ (RFID) zur automatischen Registrierung von kommissionierten Waren. Die Artikel im Lagerbestand werden mit RFID-Tags versehen. Die entsprechenden Lesegeräte können zum Beispiel mobil an Kommissionierwagen angebracht werden. Legen Lagermitarbeitende dann Artikel in den Wagen, erkennt dieser automatisch, welche Menge welchen spezifischen Artikels dem Lager entnommen wurde, und sendet die Informationen an das LVS.
- Pick-by-Vision zählt zu den modernsten Kommissioniermethoden. Die Mitarbeitenden werden mit einer Datenbrille ausgestattet, die ihnen alle nötigen Informationen durch Erkennung des Blickfelds anzeigt. Eine automatische Sichtkontrolle übernimmt dann die sofortige Prüfung und Bestätigung der entnommenen Waren.
- Pick-Pack ist nicht an eine bestimmte Technologie gebunden, sondern eher ein alternativer logistischer Ansatz: Warenentnahme, -verpackung und -versand sind keine getrennten Schritte, sondern werden von der kommissionierenden Person in einem einzelnen Prozess übernommen. Die Artikel werden direkt in den späteren Versandbehälter kommissioniert, mit dem Lieferschein versehen und versandt.
FAQ zum Thema Pick-by-Paper
Bei Pick-by-Paper handelt es sich um eine beleghafte Kommissioniermethode, die komplett ohne technische Hilfsmittel auskommt. Der Picker oder die Pickerin arbeitet mit einem ausgedruckten Packzettel, auf dem die Art, die Menge und der Lagerort der zu entnehmenden Artikel aufgelistet sind.
Nach Bestelleingang erstellt die Lagerverwaltung eine Liste, die dem zuständigen Kommissionierenden in Papierform ausgehändigt wird. Der Picker oder die Pickerin stellt daraufhin die Bestellung zusammen und hakt alle entnommenen Artikel auf der Liste ab. Abschließend werden alle Warenentnahmen manuell in das EDV-System des Lagers übertragen.
Vorteile von Pick-by-Paper im Vergleich mit anderen Kommissioniermethoden sind die nicht vorhandenen Anschaffungskosten sowie die einfache Steuerbarkeit des Verfahrens. Nachteile der beleghaften Kommissionierung sind wiederum die hohe Fehleranfälligkeit und der hohe Verwaltungsaufwand durch die Mehrfach-Datenerfassung.
Bildquellen:
© gettyimages.de – Drazen Zigic