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Ein entscheidendes Kriterium beim Kauf eines Hochhubwagens ist das Hubgerüst, also die Mastart der Hubvorrichtung. Von der Hubgerüst-Art hängt nicht nur die maximale Hubhöhe ab, sondern sie hat auch Einfluss auf die Tragfähigkeit und die möglichen Einsatzgebiete des Flurförderzeugs. Mit verschiedenen Hubhöhen, Teleskopvarianten und Zusatzfunktionen haben Sie beim Hubgerüst eines Hochhubwagens zahlreiche Wahlmöglichkeiten, die eine optimale Abstimmung auf Ihre Lager- und Betriebslogistik ermöglichen. Im Ratgeber erfahren Sie, welche Hubgerüste es für Hochhubwagen gibt, wie sie sich voneinander unterscheiden, welche Vorteile sie jeweils bieten und wann ein Hubgerüst mit großem Freihub sinnvoll sein kann.
Hydraulische Hubgerüste für Hochhubwagen im Vergleich
Das Hubgerüst eines Hochhubwagens wird entweder ausschließlich handhydraulisch oder mit Unterstützung eines Elektromotors betrieben. Mehr über Hydraulik lesen Sie im Ratgeber, nachfolgend haben wir die Unterschiede handhydraulischer und elektrohydraulischer Hubgerüste zusammengefasst:
1. Handhydraulische Hubgerüste
Bei handhydraulisch betriebenen Hochhubwagen wird die Hydraulikpumpe des Hubgerüsts manuell aktiviert. Das Anheben der Last erfolgt entweder mittels Pumpschlägen mit der Deichsel, durch wiederholtes Betätigen eines Pedals oder über eine Handkurbel.
2. Elektrohydraulische Hubgerüste
Im Gegensatz dazu sind Elektro-Hochhubwagen mit einer elektrohydraulischen Hubvorrichtung ausgestattet. Durch das Hubgerüst, auch Hubmast genannt, werden der Lastträger und die Last vertikal bewegt. Die Abmessungen von Hubgerüsten sind am Hochhubwagen wesentliche Kriterien, um die Besonderheiten der unterschiedlichen Geräte vergleichen zu können. Von Bedeutung sind dabei die nachfolgenden Begrifflichkeiten:
Begriff/Parameter | Bedeutung |
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Hubgerüst, Bauhöhe | Die Bauhöhe bezeichnet die größte Höhe eines Flurförderzeugs, gemessen vom Boden. Sie kann sich aber bei Flurförderzeugen mit Hochhubeinrichtung – abhängig vom Hubgerüst – verändern, je nachdem ob der Mast ein- oder ausgefahren ist. |
Hub | Der Begriff bezeichnet den vertikalen Weg des Lastträgers vom abgesenkten Zustand bis zur höchsten Stelle im angehobenen Zustand, gemessen jeweils an der Oberkante des Lastträgers (z. B. der Gabel oder Plattform). |
maximale Hubhöhe | Der Begriff bezeichnet den größtmöglichen Abstand vom Boden bis zur höchsten Lage des Lastaufnahmemittels (Oberkante der Gabel oder der Plattform) im gehobenen Zustand. |
Schmalganglager, Breitganglager oder Kommissionierlager – je nach Lagerart muss das Flurförderzeug unterschiedliche Voraussetzungen erfüllen. Welches Hubgerüst das richtige für Ihren Hochhubwagen ist, hängt wesentlich von folgenden Fragestellungen ab:
- Wie ist Ihre Intralogistik beschaffen?
- Wie sind die Abläufe in Ihrer Lagerhaltung organisiert?
- In welchen Höhen sollen die Waren eingelagert werden?
- Welche Deckenhöhen weisen die Räumlichkeiten auf?
- Sind niedrige Tor- und Türdurchfahrten zu berücksichtigen?
Simplexmast
Der Simplexmast – auch Einfach-Hubgerüst – besteht aus einem Hubrahmen, in dem der Gabelträger mittig läuft. Der Gabelträger wird über einen in der Regel in der Mitte angeordneten Hubzylinder direkt oder über eine Kettenumlenkung angehoben. Der Simplexmast verändert seine Bauhöhe auch bei bis zur maximalen Hubhöhe angehobenen Gabeln nicht.
Vorteile | Nachteile |
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• stabileres Mastprofil als ein einsäuliger Monomast • Hochhubwagen mit Simplexmast verändern ihre Bauhöhe auch bei max. angehobenen Gabeln nicht | • erreichen vergleichsweise nur geringe Hubhöhen (niedriger als die Bauhöhe) |
Monomast
Bei einem Monomast handelt es sich um einen schmalen, einsäuligen Standmast, der immer in der Mitte des Flurförderzeugs verbaut ist. Hieran ist die Hubvorrichtung mit den Lastgabeln befestigt, die nach oben bewegt werden kann. Die Bauhöhe des Masts bleibt während des Hubvorgangs unverändert, da der Hubschlitten direkt im Standmast nach oben fährt. Nur, wenn die maximale Hubhöhe erreicht wird, erhöht sich die Bauhöhe durch den Gabelträgeraufbau geringfügig.
Vorteile | Nachteile |
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• vergleichsweise geringes Eigengewicht, daher auch auf Zwischenböden einsetzbar • sicheres Arbeiten, da jederzeit freie Sicht auf das Transportgut und die Lagerumgebung möglich • auch als mobiler Arbeitstisch einsetzbar • Bauhöhe verändert sich nicht, daher auch Einsatz in Räumen mit vergleichsweise niedriger Deckenhöhe möglich | • nicht so stabil wie Duplex- oder Triplex-Masten • nur geringe Hubhöhe erreichbar (niedriger als die Bauhöhe) |
Duplexmast
Die Rahmenkonstruktion des Duplexmastes ist identisch zum Simplexmast, allerdings verfügt der Duplexmast zusätzlich zum äußeren Standmast über einen inneren Fahrmast. Der Gabelträger wiederum läuft im inneren Hubrahmen. Er wird mittels einfacher Kettenumlenkung zusammen mit dem Fahrmast über einen Hubzylinder gemeinsam bewegt. Der Duplexmast ist ein zweifach hebender Mast, der teleskopiert.
Was bedeutet Teleskopieren? Mithilfe der Teleskopierfunktion kann die Hubhöhe des Masts verändert werden. Dadurch können Paletten oder andere Lasten auf verschiedene Höhen gehoben werden.
Duplexmasten gibt es dazu in zwei verschiedenen Ausführungen:
- Duplexmast mit Zweifach-Hubgerüst mit Teleskop (ZT-Mast): Die meisten Elektro-Hochhubwagen mit ZT-Mast verfügen je nach Fahrzeugmodell über einen kleinen Freihub von 100 mm. Der Hubschlitten bewegt sich zunächst – ohne die Bauhöhe des Hubgerüsts zu ändern – bis 100 mm nach oben. Das Hubverhältnis nach Ausschöpfen des kleinen Freihubs beträgt danach 2:1. Das bedeutet, dass ein Anheben der Gabeln um 200 mm ein Ausfahren des Masts um 100 mm bewirkt.
- Zweifach-Hubgerüst mit Zusatzhub (ZZ-Mast): Das Hubgerüst der ZZ-Masten ist aufgebaut wie das Zweifach-Teleskop-Hubgerüst (ZT-Mast), verfügt aber über einen zusätzlichen Hubzylinder, mit dem ein besonders großer Freihub (Zusatzhub) erreicht wird. Dieser Freihub wird ebenfalls mittels einer Kettenumlenkung realisiert. Nach dem Ausschöpfen des großen Freihubs fahren Gabelträger und Fahrmast im Verhältnis von 1:1 aus.
Vorteile | Nachteile |
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• stabile Gerüstkonstruktion bietet höhere Hubhöhen als Mono- und Simplexmast • kleiner Freihub ermöglicht bodenfreies Anheben und Verfahren des Transportguts, ohne dass sich die Bauhöhe ändert • großer Freihub ideal zum Ein- und Ausstapeln von Waren in Räumen mit niedrigen Decken, in Waggons oder Überseecontainern | • erreicht weniger hohe Einlagerungshöhen als Fahrzeuge mit Triplexmast • für spezifische Anwendungen kann ein höherer Freihub erforderlich sein |
Triplexmast
Hochhubwagen mit Triplexmast (auch: Dreifach-Teleskop-Hubgerüst mit Zusatzhub (DZ-Mast)) sind besonders vielseitig einsetzbar. Das liegt am teleskopierbaren Hubgerüst, das die dreifache Hubhöhe des Außenmastes erreichen kann. Der dreistufig aufgebaute Mast besteht aus einem festen, mit dem Fahrzeug verbundenen, äußeren Standmast mit zwei fahrbaren Innenmasten, wobei der Hubschlitten mit dem Gabelträger sich am ganz innersten Mast nach oben bewegt. Diese Hubgerüstart lässt sich also insgesamt dreifach teleskopieren und erreicht so Hubhöhen von bis zu ca. 6 Metern.
Flurförderzeuge mit Triplexmast sind über einen zusätzlichen Hubzylinder standardmäßig mit einem besonders großen Freihub ausgestattet: Zunächst fährt hier der mittige Zylinder den Gabelträger mit einer Kettenumlenkung im Verhältnis von 2:1 aus. Danach fahren der mittlere und der innere Hubrahmen im gleichen Verhältnis aus. Der Gabelträger befindet sich dabei immer an höchster Stelle des inneren Hubrahmens.
Vorteile | Nachteile |
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• bestes Verhältnis von Bauhöhe zu Hubhöhe: bei niedriger Bauhöhe sehr hohe Hubhöhen erreichbar • standardmäßig mit besonders großem Freihub ausgestattet • daher sowohl in Umgebungen mit niedrigen Deckenhöhen und Durchfahrten als auch zum Be- und Entladen von hohen Lagerregalen geeignet | • kostenintensiv in der Anschaffung, da technisch besonders ausgereiftes Hubgerüst |
Hubgerüste mit Freihub – die Vorteile für die Anwendung
Für Lagerumgebungen, in denen z. B. niedrige Durchfahrten mit dem Hochhubwagen passiert werden müssen, können Flurförderzeuge mit Freihub eine sinnvolle Anschaffung sein.
Der Freihub bezeichnet die Höhe, auf die der Hubschlitten eines Hochhubwagens mit Duplex- oder Triplexmast angehoben werden kann, ohne dass der Innenmast ausfährt: Bei einem Hochhubwagen mit beispielsweise 45 cm Freihub können Sie die Last also auf diese Höhe anheben, ohne dass sich die Bauhöhe des Flurförderzuegs verändert.
Bei der Freihubfunktion für Hubgerüste wird zwischen drei unterschiedlichen Arten unterschieden:
- Kleiner Freihub: Dieser Hub hebt den Gabelträger bis zu 100 mm an, ohne dass sich die Bauhöhe des Hubgerüsts verändert. So können Paletten bodenfrei angehoben und verfahren werden, ohne dass sich die Bauhöhe verändert.
- Großer Freihub (Vollfreihub): Ein großer Freihub wird durch einen zweiten Hubzylinder erreicht: Der Innenmast fährt erst aus, wenn der Freihub ausgeschöpft ist. Hubgerüste mit Vollfreihub lassen sich so sowohl bei der Be- und Entladung von Containern, Lkw und in Räumen mit niedrigen Decken nutzen als auch beim Ein- und Ausstapeln von Waren in hohen Lagerregalen wie etwa Hochregallagern.
Bei einem Hochhubwagen ohne Freihub fährt der Teleskopmast aus, sobald Sie die Ladung anheben. Aufgrund der dadurch veränderten Bauhöhe des Masts hat das einen entscheidenden Einfluss auf die Einsatzmöglichkeiten des Flurförderzeugs in Innenräumen: In Lager- oder Verkaufsflächen mit niedrigen Decken oder Türen können so mitunter Hochhubwagen ohne Freihub nicht oder nur sehr eingeschränkt genutzt werden.
FAQ über Hubgerüste von Hochhubwagen
Bei einem Monomast handelt es sich um einen einsäuligen Hubmast, der mittig am Hochhubwagen positioniert ist. Der Simplexmast ist hingegen ein zweisäuliger Hubrahmen, der aufgrund der robusteren Konstruktionsweise höhere Traglasten bewältigen kann. Beide Hubgerüstarten sind nicht teleskopierbar und verändern dadurch ihre Bauhöhe nicht.
Unter einem Freihub versteht man die Höhe, auf die der Hubschlitten eines Hochhubwagens mit Duplex- oder Triplexmast angehoben werden kann, ohne dass der Innenmast ausfährt. Innerhalb des Freihubs verändert sich die Bauhöhe des Hochhubwagens also nicht. Es wird zwischen kleinem Freihub (ca. 100 mm) und großem Freihub (auch: Vollfreihub) unterschieden.
Nur die wenigsten Elektro-Hochhubwagen behalten ihre volle Nenntragfähigkeit bei maximal ausgenutzter Hubhöhe. Hier ist immer jeweils die im Traglastdiagramm ausgewiesene Resttragfähigkeit zu beachten.
Bildquelle: JHPS