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Bei der Einrichtung eines Lagers stehen Unternehmen vor zwei Herausforderungen: Einerseits sollen die vorhandenen Lagerflächen optimal ausgenutzt werden; andererseits müssen einzelne Lagerplätze gut erreichbar sein, damit die eingelagerten Waren möglichst schnell zur Verfügung stehen. Beide Aspekte sind wichtig für eine wirtschaftliche Lagerhaltung und eine effiziente Intralogistik. Umsetzen lassen sie sich unter anderem mit einem gut geplanten Etagenlager. Welche Vorteile diese Lagerart bietet und unter welchen Bedingungen sie für Ihren Betrieb geeignet ist, erfahren Sie in diesem Ratgeber.

Was ist ein Etagenlager?

Ein Etagenlager ist ein Lagertyp, bei dem sich die Lagerfläche auf mehrere Etagen verteilt. Auf diese Weise lassen sich auf einer verhältnismäßig kleinen Grundfläche eine große Artikelvielfalt unterbringen und die Höhe der Lagergebäude optimal ausnutzen. In diesem Punkt ähnelt das Etagenlager einem Hochregallager. Der entscheidende Unterschied ist allerdings, dass die Ebenen des Etagenlagers baulich voneinander getrennt sind und nur über Aufzüge, Treppen oder Auffahrten erreicht werden können.

Prinzipiell ist das Etagenlager also ein Flachlager, das sich über mehrere Etagen erstreckt. Die Einrichtung ist variabel und richtet sich nach Art, Größe und Vielfalt der Lagergüter. In der Regel werden Schwerlastregale und Lösungen zur Kleinteileaufbewahrung miteinander kombiniert, aber auch ein Palettenlager lässt sich als Etagenlager umsetzen.

Die Bedienung der Lagerregale hängt von der gewählten Lagerstrategie und dem Automatisierungsgrad des Lagerbetriebs ab. Sie kann manuell mit Hubwagen und Staplern oder automatisiert mit Regalbediengeräten und moderner Fördertechnologie erfolgen.

Welche Funktionen erfüllt ein Etagenlager?

Ebenso wie die Einrichtung ist auch die Funktion eines Etagenlagers nicht festgelegt. Abhängig vom Unternehmen und den internen Abläufen kann ein Etagenlager zum Beispiel als Pufferlager, Produktionslager oder Zentrallager dienen. Allerdings werden für Lager mit extrem hohen Umschlagszahlen und terminkritischen Lieferungen in der Praxis eher andere Lagerarten eingerichtet, weil die Verteilung der Waren auf mehrere Ebenen längere Transportwege und dadurch auch einen größeren Zeit- und Organisationsaufwand bedeutet.

Die Eigenschaften des Etagenlagers im Überblick

Zusammenfassend lassen sich für ein Etagenlager also folgende Merkmale festlegen:

  • Lagerung erfolgt auf mehreren einzelnen Ebenen bzw. Etagen
  • Verbindung der Etagen erfolgt durch Treppen, Aufzüge, Auffahrten
  • Maximierung der Lagerfläche durch optimale Ausnutzung der Raum- bzw. Gebäudehöhe
  • Einrichtung und Bedienung richtet sich nach Art des Unternehmens, Beschaffenheit und Vielzahl der einzulagernden Güter, Lagerstrategie und Automatisierungsgrad

Verschiedene Arten von Etagenlagern

Die Entscheidung für ein Etagenlager richtet sich weniger nach dem Verwendungszweck als nach der vorhandenen Grundfläche. Demzufolge gibt es Etagenlager in zahlreichen Arten und Ausführungen, die an die individuellen Bedingungen des jeweiligen Betriebs angepasst sind. Sie lassen sich nach verschiedenen Kriterien einteilen:

Bauweise

  • mehrgeschossige Regalkonstruktion in modularer Stahlbauweise mit Lagerbühnen, Treppenelementen und Güteraufzügen
  • Betonbau zum Einzug weiterer Etagen in ein bestehendes Gebäude
  • Mischbauweisen

Lagergüter

  • Schwerlast-, Paletten- oder Kleinteilelager
  • einfache Blocklagerung von Waren auf Paletten oder in stapelbaren Lagerbehältern
  • spezielle Lagersysteme für Schüttgüter, Langgüter oder Gefahrgut

Bedienart und Automatisierungsgrad

  • manuelle Etagenlager für den Betrieb mit Hubwagen und Hochhubwagen
  • vollautomatisierte Etagenlager mit Regalbediengeräten (RBG), Kommissionierrobotern und fahrerlosen Transportsystemen (FTS)
  • teilautomatisierte Etagenlager, in denen Mensch und Maschine zusammenarbeiten

Die Vor- und Nachteile eines Etagenlagers im Unternehmen

Bis hierhin wurde bereits deutlich, dass die Vorteile eines Etagenlagers vor allem in der flexiblen Anpassung an den jeweiligen Betrieb bestehen. Die Verteilung der Lagergüter auf mehrere Etagen bringt jedoch auch einige Herausforderungen für die Intralogistik mit sich. Alle Vor- und Nachteile eines Etagenlagers im Überblick:

Vorteile EtagenlagerNachteile Etagenlager
• optimale Ausnutzung der Grundfläche Ihrer Lagerräume
• flexible Einrichtung passend zur individuellen Lagernutzung
• Anpassung an die Eigenschaften unterschiedlichster Lagergüter möglich
• einfache Skalierbarkeit bei Veränderungen der Lagerabläufe oder -bedingungen
• strukturierte Lagerung bei großer Warenvielfalt
• sowohl manuelle als auch teil- oder vollautomatisierten Bedienung möglich
• Investitionskosten sind höher als bei einfachen Flachlagern
• größerer Aufwand bei der Lagerplanung und -verwaltung
• Sicherheitsvorkehrungen für Arbeiten in der Höhe notwendig (Absturzsicherung)
• Anschaffung zusätzlicher Fördertechnik nötig
• mögliche Verzögerungen im Material- und Güterfluss durch mehrgeschossige Lagerstruktur (längere Transportwege, Wartezeiten am Lift, o. Ä.)

Für welche Unternehmen sind Etagenlager sinnvoll?

Wie bereits erwähnt, ist die Einrichtung eines Etagenlagers in erster Linie von den räumlichen Gegebenheiten abhängig. Sie erfolgt in der Regel, wenn vorhandene Lagerflächen bereits vollständig belegt sind, aber noch Kapazitäten in der Raumhöhe bestehen. In diesem Fall ist das Etagenlager eine praktische Lösung zur Lagervergrößerung, ohne dass ein weiteres Lager gebaut oder angemietet werden muss.

Das kann in vielen Branchen der Fall sein: in E-Commerce und Handel ebenso wie in der Pharma- oder Automobilindustrie. Deshalb hängt die Eignung für ein Etagenlager weniger von der Branche und der Unternehmensform ab als vielmehr von betriebsinternen Bedingungen. Vor allem die Artikelvielfalt und -beschaffenheit sowie die Umschlagszahlen für einzelne Artikelgruppen entscheiden darüber, ob Ihnen ein Etagenlager Vorteile für die verschiedenen Aufgaben der Lagerhaltung verschaffen kann.

Allgemein kann gesagt werden: Vor allem handliche und kleinteilige Waren sind für die Aufbewahrung in einem Etagenlager geeignet. Zur Lagerung von sperrigen oder sehr schweren Artikeln sind die zulässigen Traglasten eventuell zu gering und der Transport über mehrere Etagen zu aufwendig. Hier sind andere Lagerarten effizienter.

Ein weiterer Aspekt sind die Umschlagszahlen. Beim schnellen und effizienten Versand großer Warenmengen spielt die Erreichbarkeit der Lagerplätze eine wichtige Rolle. Ist der Bedarf bei einem Großteil der Lagergüter etwa gleich hoch, kann es bei der Kommissionierung einiger Waren zu unnötigen Verzögerungen kommen. Im Gegensatz dazu bietet das Etagenlager Vorteile bei einem sehr weit gefächertem Sortiment mit großen Unterschieden in Warenwert und Absatzzahlen. Hier kann die Lagerung auf verschiedenen Ebenen – z. B. im Rahmen des C-Teile-Managements – für eine Optimierung der Lagerabläufe genutzt werden.

So planen Sie ein bedarfsgerechtes Etagenlager

Wenn Sie entschieden haben, dass ein Etagenlager die beste Lösung für Ihren Betrieb ist, müssen Sie nun die konkrete Umsetzung so planen, dass sie optimal zu Ihren Betriebsabläufen passt. Folgende Punkte sind dabei zu berücksichtigen:

  1. Bedarfsanalyse

    Am Anfang jeder Lagerplanung steht immer eine Analyse der aktuellen Bedingungen sowie eine Schätzung des zukünftigen Bedarfs. Wichtige Kennzahlen sind hierfür unter anderem:
    • Lagerkapazität
    • Umschlagszahlen
    Kommissionierzeiten
    • allgemeine Lagerkosten

    Abhängig von diesen Ergebnissen und der Art und Beschaffenheit Ihrer Lagergüter legen Sie Maße, Einrichtung, Bedienarten und die Lagerstrategie Ihres neuen Etagenlagers fest.

  2. Standortwahl

    Bei der Wahl eines geeigneten Standorts sind neben den räumlichen Gegebenheiten vor allem die Zufahrtswege zu berücksichtigen. Planen Sie das Etagenlager so, dass die einzelnen Lagerplätze gut zu erreichen sind und sichere Arbeitsgangbreiten für Stapler bzw. andere Fördermittel eingehalten werden.

  3. Lagereinrichtung

    Wählen Sie ein geeignetes Regalsystem für Ihre Lagergüter und die Umsetzung Ihrer Lagerstrategie. Das können zum Beispiel einfache Fachbodenregale, Durchlaufregale oder Spezialregale für Langgut oder Europaletten sein. Wichtige Kriterien für die Auswahl sind:
    • Abmessungen, Tragfähigkeit und Stabilität
    • ein- oder beidseitiger Zugriff
    • Vereinbarkeit mit Lagerprozessen und Fördermitteln
    • Kompatibilität mit der verwendeten Lagertechnik
    • geltende Normen und notwendige Sicherheitsanforderungen

    Ordnen Sie die jeweiligen Lagerregale und einzelne Lagerplätze so an, dass die Arbeitsprozesse im Lager möglichst optimal ablaufen können und die Materialflüsse nicht gestört werden. Bei der konkreten Planung kann Ihnen ein virtueller Regalkonfigurator helfen.

    Wichtig: Stellen Sie bei der Planung eines Etagenlagers von vorneherein sicher, dass die gesetzlich vorgeschriebenen Sicherheitsvorkehrungen für Arbeitsbühnen und Arbeiten in der Höhe eingehalten werden.

  4. Lagertechnik

    Wählen Sie die Flurförderzeuge, Fördertechnologie und Regalbediengeräte, mit denen Sie Ihre Lagerstrategie so effizient wie möglich umsetzen können. Wägen Sie ab, inwiefern Sie mit einer Investition in automatisierte Lösungen Arbeitswege und Bereitstellungszeiten verkürzen und damit die Wirtschaftlichkeit des Lagers auf Dauer erhöhen können.

  5. Verwaltung

    Abhängig von Lagergröße und Warenvielfalt lohnt sich eventuell die Einführung eines Lagerverwaltungssystems. In diesem Fall erfolgen Aufgaben wie Auftragsverwaltung, Aufgabenverteilung sowie Bestands- und Bestellmanagement softwaregesteuert. Damit sparen Sie nicht nur Zeit und Arbeitsaufwand für die Lagerverwaltung, sondern können auch Fehlerquoten deutlich reduzieren.

Welche Kosten verursacht ein Etagenlager?

Die Kosten für ein Etagenlager lassen sich nicht konkret beziffern, da sie von der Größe und Ausstattung des Lagers sowie der verwendeten Fördertechnik abhängen. Die mögliche Preisspanne ist hoch, da ein zweistöckiges Etagenlager mit einfachen Fachbodenregalen und manueller Bedienung zweifelsohne günstiger ist als ein vollautomatisiertes Etagenlager, das in ein leistungsfähiges Lagerverwaltungssystem eingebunden ist.

Folgende Faktoren haben Einfluss darauf, welche Kosten für Einrichtung und Betrieb eines Etagenlagers anfallen können:

  • Investitionskosten: Baukosten für Anpassungen im Lagerraum, Anschaffungskosten für Regalsysteme, Lagertechnik und Verwaltungssoftware
  • Betriebskosten: Energieversorgung, Wartung und Instandsetzung, Personalkosten

Chancen, Trends und Innovationen: Das Etagenlager in der Zukunft

In der Zukunft wird sich auch die Lagertechnik weiterentwickeln und an die Bedürfnisse der modernen Märkte anpassen. Im E-Commerce gehören dazu zum Beispiel eine zuverlässige Warenverfügbarkeit, kürzeste Lieferzeiten und ein optimiertes Retourenmanagement. Der Einsatz von Robotik und künstlicher Intelligenz sowie die Integration der Lagerumgebung in Industrie-4.0-Lösungen birgt ein großes Optimierungspotenzial in diesen Bereichen.

Darüber hinaus wird das Thema Nachhaltigkeit auch für die Lagerhaltung immer wichtiger. Die optimale Ausnutzung bestehender Lagergebäude durch die Einrichtung eines Etagenlagers ist ein erster kleiner Schritt. Mit wiederverwendbaren Lagerbehältern, energieeffizienter Fördertechnik und dem Einsatz erneuerbaren Energien können Emissionen und Umweltbelastung zudem deutlich reduziert werden.

FAQ zum Etagenlager

Was ist ein Etagenlager?

In einem Etagenlager verteilt sich die Lagerfläche auf mehrere Ebenen, die klar voneinander abgetrennt sind. Der Zugang erfolgt über Aufzüge, Treppen und Auffahrten oder mittels vollautomatisierter Fördertechnik. Das Ziel ist es, auf einer begrenzten Grundfläche möglichst viel Lagerfläche in der Höhe zu schaffen.

Was wird in einem Etagenlager gelagert?

Solange sie mit den zulässigen Traglasten und Gangbreiten der Zufahrtswege vereinbar sind, eignen sich sämtliche Lagergüter für die Aufbewahrung in einem Etagenlager. „Was wird gelagert?“ ist also eher eine Frage der konkreten Lagereinrichtung und Fördermittel, die bei der Planung des Lagers passend zu den Bedürfnissen des Betriebs gewählt werden.

Für welche Unternehmen sind Etagenlager geeignet?

Etagenlager eignen sich vor allem für Unternehmen mit einem sehr großen Warensortiment und großen Unterschieden in der Nachfrageeinzelner Artikelgruppen. So lassen sich seltener nachgefragte Lagergüter in den oberen, schwerer erreichbaren Etagen des Lagers unterbringen.

Welche Vorteile hat ein Etagenlager?

• Lagerräume werden optimal ausgenutzt
• Lagereinrichtung und -technik kann passend zu verschiedensten Lagergütern gewählt werden
• großes Warensortiment lässt sich platzsparend und übersichtlich einlagern
• Bedienung kann manuell, teil- oder vollautomatisiert erfolgen

Sie benötigen Unterstützung bei der Planung? Die Fachberatung von Jungheinrich PROFISHOP berät Sie zu allen Fragen und individuellen Anliegen rund im Ihr Etagenlager.

Bildquellen:

© gettyimages.de – Portra