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Ein dezentrales Lager kann viele Vorteile für die Logistik eines Unternehmens mit sich bringen. Eingebettet in eine passende Distributionsstrategie lassen sich damit Lieferzeiten, Lagerkosten und Transportwege optimieren. Wie das genau funktioniert, was Sie über die Wahl des Standorts und der passenden Einrichtung wissen müssen und in welchen Fällen sich ein Dezentrallager lohnt, lesen Sie in diesem Ratgeber.

Was ist ein dezentrales Lager? Definition und Eigenschaften

Erfolgt die Lagerung von Waren und Produktionsgütern dezentral, ist das Lager an einem Standort eingerichtet, der sich durch Nähe zur Kundschaft oder zu einem bestimmten Produktionsstandort auszeichnet. Die Anzahl und Art der Lagergüter richten sich nach der Nachfrage an diesem Standort. So kann es zum Beispiel vorkommen, dass dort nicht das gesamte Sortiment eingelagert ist oder einige Artikel nur in geringen Stückzahlen vorhanden sind, weil der Bedarf in der entsprechenden Region sehr gering ist.

Grafische Darstellung von dezentralen Lagern in Europa

Das hat Auswirkungen auf die Standortwahl und Einrichtung eines zentralen Lagers und bestimmt seine charakteristischen Eigenschaften:

  • Nähe zur Kundschaft oder firmeneigener Produktion
  • Kurze Absatzwege
  • Geringe Lieferzeiten und Versandkosten
  • Eine effiziente Auslastung der Fahrzeuge bei der Belieferung von dezentralen Lagern sorgt für mehr Nachhaltigkeit in der Logistik

Ein dezentrales Lager ist also als Gegenstück zu einem Zentrallager zu verstehen, in dem das gesamte Sortiment eines Produktions- oder Versandunternehmens eingelagert wird. Die Tabelle stellt den Unterschied zwischen dezentralem und zentralem Lager gegenüber:

Dezentrales LagerZentrales Lager
Enthält die in der jeweiligen Region am stärksten nachgefragten Waren und ProdukteEnthält das gesamte Sortiment des Unternehmens in großen Stückzahlen
Stückzahlen orientieren sich an der NachfrageStrategisch günstiger Standort mit guter Infrastruktur
Standort zentral im EinzugsgebietNah an Verkehrsknotenpunkten, Häfen, Bahnhöfen oder Flughäfen
Automatisierungsgrad geringerBeliefert alle Produktions- und Lagerstandorte eines Unternehmens
Vorwiegend zeitlich festgesetzte und im Voraus geplante Auslieferungen an Filialen und andere Lagerstandorte
Hoher Automatisierungsgrad

Das bedeutet aber nicht, dass Sie sich unbedingt für ein dezentrales oder ein zentrales Lager entscheiden müssen. Vielmehr lassen sich die verschiedenen Lagerarten in eine standortübergreifende Intralogistik und die optimale Distributionsstrategie eines Unternehmens integrieren.

So ist es etwa üblich, dass ein dezentrales Lager in regelmäßigen Abständen von einem Zentrallager beliefert wird. Nachfragestarke Produkte und Waren sind somit immer vorhanden, sodass der regionale Einzelhandel oder lokale Produktionsstandorte schnell und zuverlässig beliefert werden können. Auch die Lieferzeiten für kurzfristige Bestellungen verkürzen sich dadurch, was die Zufriedenheit der Kundschaft erhöht und sie auf lange Sicht an das Unternehmen bindet.

Funktionen und Arten dezentraler Lager

In der Praxis ist es die Ausnahme, dass ein Betrieb nur ein einziges dezentrales Lager betreibt. Weitaus verbreiteter sind mehrere dezentrale Lager an strategisch wichtigen und besonders umsatzstarken Standorten. Gleichzeitig muss ein dezentrales Lager nicht ausschließlich für die Belieferung der Kundschaft gedacht sein. Im Rahmen einer individuellen Lagerplanung kann es verschiedene Formen annehmen. So sind etwa die folgenden Lagerarten als dezentrales Lager denkbar:

  • Produktionslager: Das Lager ist einem einzigen Produktionsstandort angegliedert und versorgt lediglich diesen mit den notwendigen Rohstoffen und Halbfertigwaren. Auf diese Weise wird die lückenlose Versorgung der Produktion sichergestellt.
  • Pufferlager: Das Lager steht in der Distributionsstruktur eines Unternehmens zwischen Zentrallager und regionalen Lagern. Es stellt die Versorgung lokaler Standorte mit Waren sicher, verkürzt die Lieferzeiten und verringert die Gefahr von Lieferengpässen. Ein solches dezentrales Lager wäre zum Beispiel bei einem internationalen Unternehmen denkbar: Zentrallager für Südostasien in Singapur – Regionallager an zentralen Standorten in Vietnam, Thailand, Indonesien – lokale Lager an mehreren absatzstarken Standorten in diesen und benachbarten Ländern.
  • Logistik-Hub: Hier nimmt das dezentrale Lager die Rolle eines Distributionslagers ein, von dem aus Einzelhandel oder Privathaushalte in einer bestimmten Region beliefert werden.

Das sind nur drei Beispiele dafür, welche Funktion ein dezentrales Lager in der Logistik eines Unternehmens erfüllen kann. Abhängig von Unternehmensstruktur, Absatzmärkten und Distributionsstrategie sind auch Umschlagslager oder Ersatzteillager als dezentrale Lager denkbar.

Überblick: Welche Vor- und Nachteile hat ein dezentrales Lager?

Bisher ist vor allem deutlich geworden, welchen Vorteil ein dezentrales Lager für ein Unternehmen haben kann: Die Stärken dieser Lagerform liegen vorrangig in der Nähe zur Kundschaft und den damit verbundenen kurzen Lieferzeiten. In umsatzstarken Gebieten können Sie so eine lückenlose und schnelle Versorgung sicherstellen, was Ihnen unter Umständen den entscheidenden Vorsprung gegenüber der Konkurrenz verschafft. Gleichzeitig wird die Logistik des Unternehmens dadurch besonders effizient und kostengünstig, weil die Belieferung der dezentralen Lager gebündelt zu festen Zeitpunkten und mit vollständig ausgelasteten Transportfahrzeugen erfolgt.

Ein dezentrales Lager hat auch Nachteile, die vor allem dem Verwaltungsaufwand sowie den durch die Ausstattung entstehenden Kosten zuzuordnen sind. Schließlich müssen Sie für jeden Lagerstandort Wareneingang und Warenausgang gesondert organisieren und benötigen Schwerlastregale, Regalbediengeräte, Flurförderzeuge wie Gabelstapler und Hubwagen sowie geeignete Transport- und Lagerbehälter. Zum finanziellen und organisatorischen Aufwand für die Einrichtung eines zusätzlichen Lagers kommen zudem laufende Betriebs- und Personalkosten.

Darüber hinaus ist für eine effiziente, standortübergreifende Lagerhaltung die Einbettung in eine zuverlässige IT-Infrastruktur unumgänglich. Dazu ist die Einführung einer spezialisierten Lagerverwaltungssoftware (LVS) nötig, die auf die gewählten Lagerstrategien und Kommissioniermethoden abgestimmt ist. Eine LVS:

  • ermöglicht die automatisierte Erfassung der Bestandszahlen
  • erleichtert das Bestellmanagement
  • gewährleistet eine lückenlose Versorgung durch die Wahl des passenden Bestellzeitpunkts

Kurz gesagt: Die Einführung der LVS ist zwar recht kostenintensiv, aber nötig, damit ein dezentrales Lager seine Vorteile voll ausspielen und zur optimalen Erfüllung der eingehenden Aufträge beitragen kann.

Die folgende Tabelle zeigt Ihnen auf einen Blick, welche Vorteile und Nachteile ein dezentrales Lager hat:

Vorteile dezentrales LagerNachteile dezentrales Lager
Standort in umsatzstarken GebietenHohe Investitionskosten für Lagerbau und -einrichtung
Wettbewerbsvorteil durch Nähe zur Kundschaft Gesamte Lagerkosten des Unternehmens steigen
Kurze LieferzeitenAufwand für Planung und Verwaltung
Geringere Transport- und LieferkostenEinbindung in LVS für effiziente standortübergreifende Verwaltung
Bindung der KundschaftHöhere Kapitalbindung durch notwendige Mindestbestände an allen Standorten
Belieferung zu festgesetzten Zeitpunkten
Volle Auslastung der Zulieferfahrzeuge

Für welche Unternehmen lohnen sich dezentrale Lager?

Ob die dezentrale Lagerung sinnvoll ist, hängt von sehr individuellen Faktoren ab. Ein Unternehmen muss mit einer gründlichen Analyse von Lager- und Transportkosten, Lieferzeiten und Absatzmärkten herausfinden, ob sich die im Vergleich zur Zentrallagerung recht hohen Investitions- und Betriebskosten lohnen.

Allgemein kann gesagt werden, dass sich ein dezentrales Lager lohnt, wenn:

  • in einer oder mehreren Regionen ein Großteil der Umsätze des Unternehmens erwirtschaftet wird
  • einige wenige Großabnehmer stärker an das Unternehmen gebunden werden sollen
  • sich die Lagerkosten aufgrund günstiger Grundstückspreise, Mieten und Löhne in einer Region reduzieren lassen
  • der Transport von Rohstoffen und Halbfertigwaren zwischen Zentrallager und Produktionsstandort häufig zu Engpässen und Produktionsausfällen führt

Daran wird deutlich, wie wichtig es ist, die Abläufe und Kennzahlen von Logistik, Lagerung, Produktion und Verkauf exakt aufzuzeichnen und in regelmäßigen Abständen auf ihre Effizienz zu prüfen. Erst dann können Sie Kosten und Nutzen von dezentraler und zentraler Lagerung gegeneinander abwägen und entscheiden, welche Form der Lagerung in Ihrem Unternehmen am wirtschaftlichsten ist.

FAQ über dezentrale Lager

Was ist ein dezentrales Lager?

Ein dezentrales Lager wird fern der Unternehmenszentrale an einem für das Unternehmen strategisch wichtigen Standort eingerichtet. Das kann eine besonders umsatzstarke Region oder ein weiterer Produktionsstandort sein. Die Nähe zur Kundschaft bzw. zur Produktion und die dadurch kurzen Lieferwege und geringen Transportkosten sind entscheidende Vorteile der dezentralen Lagerung.

Was wird in einem dezentralen Lager gelagert?

Im Unterschied zum Zentrallager wird im dezentralen Lager nicht das gesamte Sortiment eines Unternehmens eingelagert. Vielmehr richtet sich der Warenbestand in Art und Anzahl nach dem Bedarf vor Ort. Ein dezentrales Lager kann sämtliche Formen annehmen. Es kann Rohstoffe für die Produktion, Ware für den Einzelhandel oder Ersatzteile für Produktionsmaschinen enthalten.

Für welche Unternehmen eignen sich dezentrale Lager?

Ein dezentrales Lager lohnt sich für Unternehmen, die bereits ein Zentrallager haben, aber umsatzstarke Regionen schneller und flexibler beliefern wollen. Auch die lückenlose Versorgung der Produktion kann für die Einrichtung eines dezentralen Lagers am entsprechenden Standort sprechen. Die benötigten Rohstoffe und Halbfertigwaren sind dann direkt vor Ort verfügbar; Produktionsausfälle durch Lieferengpässe lassen sich auf diese Weise vermeiden.

 

Bildquelle:

@Jungheinrich AG