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Den passenden Nachwuchs zu finden, ist für Betriebe nicht immer einfach. Kleine und mittelständische Unternehmen berichten, dass es seit Jahren immer schwieriger wird, passende Auszubildende zu finden. Die Gründe dafür sind vielfältig und nicht alle Faktoren sind von Betrieben beeinflussbar. Dieser Ratgeber zeigt Ursachen für den Nachwuchskräftemangel auf – und was Sie tun können, um erfolgreicher Azubis zu suchen und zu finden.
Diese Kriterien machen Sie zu einem attraktiven Arbeit gebenden Betrieb
Für die Azubisuche gilt das Gleiche wie für die Partnersuche: Stellen Sie Ihre Vorteile ganz klar heraus. Von welchen Vorteilen profitieren junge Menschen, wenn sie sich für eine Karriere in Ihrem Betrieb entscheiden?
Entlohnung / Benefits:
Die Bezahlung in der Ausbildung ist üblicherweise nicht besonders hoch und das erwartet auch keiner. Dennoch sammeln Sie Pluspunkte, wenn Sie zusätzlich zum Tariflohn Vergünstigungen anbieten, z. B:
- Job-Ticket
- Verpflegungsgutscheine
- Sonderurlaub
- Dienstrad
- Weihnachts- und Urlaubsgeld
Auch Prämien für besonders gute Schulnoten und Arbeitsleistungen sind denkbar.
Betreuung:
Planen Sie eine gründliche Einarbeitungsphase und stellen Sie Ihren Azubis danach eine Ansprechperson an die Seite. Die Jugendlichen sollten sich jederzeit mit Fragen und Problemen an diese Person wenden können. Bieten Sie regelmäßige, qualifizierte Feedbackgespräche an – auf diese Weise stellen Sie sicher, wie Sie ihre Auszubildenden am besten fördern und in tägliche Prozesse einbinden können – ein Punkt, der vielen jungen Menschen außerordentlich wichtig ist.
Flexibilität:
Wenn es in Ihrem Unternehmen möglich ist, zeigen Sie Ihren Azubis mit flexiblen Arbeitszeiten, gelegentlichen Homeoffice-Tagen oder verkürzten Arbeitszeiten in Prüfungsphasen, dass Sie Verständnis für andere Verpflichtungen haben.
Raum für Innovationen:
Schaffen Sie Raum für Ideen und Verbesserungsvorschläge. So fühlen sich Ihre Azubis ernst genommen und Ihrem Betrieb können dadurch sogar Wettbewerbsvorteile entstehen. Denn junge Menschen sehen die Arbeit mit einem völlig anderen Blick als hochqualifizierte Angestellte, der bereits seit Jahrzehnten für Sie arbeiten. Zum Beispiel sind die neuen Ausbildungsgenerationen vollständig im digitalen Zeitalter aufgewachsen. Diesen Vorteil können Sie für Ihren Betrieb nutzen, indem Sie das Wissen und den natürlichen Umgang mit digitaler Technik und Medien einsetzen, um sich von der Konkurrenz abzuheben.
Umwelt und Soziales:
Vielen Jugendliche möchten die Welt zum Besseren verändern. Heben Sie hervor, wenn sich Ihr Betrieb für soziale Projekte engagiert oder umweltfreundliche Alternativen für bestimmte Arbeitsprozesse oder Rohstoffe eingeführt hat. Studien zeigen, dass der Generation Z eine sinnstiftende Tätigkeit und ein erfülltes Privatleben wichtiger sind als eine Top-Bezahlung.
Signalisieren Sie den Jugendlichen, dass sie in der Ausbildung nicht alleingelassen, son-dern als vollwertige Teammitglieder akzeptiert werden, dass in Ihrem Betrieb Talent und Potenzial gefördert werden, Ideen und Meinungen Gehör finden und das Privatleben res-pektiert wird. Diese Wertschätzung sowie eine transparente Kommunikation auf Augen-höhe sind Kriterien, die Sie zu einem attraktiven Arbeit gebenden Betrieb machen.
Anleitung: 6 Tipps, mit denen Sie erfolgreicher Azubis suchen
Um die Generation Z zu erreichen, ist ein gutes Ausbildungsmarketing unverzichtbar. Das bedeutet: Sie müssen verschiedene Wege finden, um potenzielle Azubis für eine Lehre in Ihrem Betrieb zu begeistern.
- Präsentieren sie sich auf einer ansprechenden Website
Gestalten Sie Ihre Website modern und informieren Sie über Ausbildungsinhalte sowie Entwicklungschancen. Kommunizieren Sie die Vorteile einer Ausbildung in Ihrem Betrieb. Nutzen Sie Bilder und aussagekräftige Texte in unkomplizierter Sprache.
Kurze Videos geben einen Einblick in Ihre Arbeit. Diese können locker und unterhaltsam sein, sollten jedoch stets die Realität abbilden. Achten Sie dabei auf eine einladende Beleuchtung am Arbeitsplatz und gute Betriebshygiene, damit Videos nicht abschreckend wirken. Lassen Sie die Videos am besten von den aktuellen Azubis erstellen, da sie wissen, was online funktioniert, und vertrauenswürdig wirken. - Ermöglichen Sie ein Praktikum
Bieten Sie die Möglichkeit, in Ihrem Betrieb ein Praktikum zu absolvieren. Junge Menschen haben so die Gelegenheit, in den Berufsalltag hineinzuschnuppern – mit allem, was dazugehört. So erleben sie beispielsweise direkt, ob das Tragen einer PSA gegen Absturz erforderlich ist oder wie eine Werkstatt aufgeräumt wird.
Doch auch auf der persönlichen Ebene möchten junge Menschen sich wohlfühlen und entfalten können. Ein sympathisches, freundliches Miteinander da einen entscheidenden Unterschied machen. Ganz gleich, um was es geht – im Rahmen eines Praktikums lernen Sie potenzielle Auszubildende besser kennen und können einschätzen, ob Betrieb und Nachwuchs zueinander passen. - Suchen Sie Azubis auf Berufsportalen – und lassen Sie sich von Azubis finden
Präsentieren Sie Ihr Unternehmen auf bekannten Berufsportalen. Die Jobbörse der Bundesagentur für Arbeit und die Lehrstellenbörse der Handwerkskammer bieten die Möglichkeit, kostenlos freie Ausbildungsplätze zu inserieren. Sie können auch gezielt nach passenden Azubis suchen, bei Bedarf erhalten Sie eine persönliche Beratung.
Auf Plattformen wie LinkedIn, Xing oder Stepstone präsentieren Sie Ihr Unternehmen und posten freie Ausbildungsstellen. Das Schalten von Anzeigen ist hier kostenpflichtig. Dafür haben Sie die Chance, sich mit anderen Fachkräften Ihrer Branche zu vernetzen und über relevante Veranstaltungen zu informieren. - Seien Sie dort, wo junge Menschen sind: Nutzen Sie Social Media
Ob Facebook, Instagram oder TikTok, überlegen Sie sich für Ihre Social-Media-Kanäle ein Konzept, mit dem Sie jungen Leuten die Arbeit in Ihrem Betrieb näherbringen. Beauftragen Sie ggf. eine professionelle Agentur. Sie können in regelmäßigen Postings Mitarbeitende vorstellen, Azubis nach ihren Herausforderungen fragen, interessante Tätigkeiten beleuchten, schwere Werkzeuge und Geräte vorstellen oder witzige Alltagssituationen posten. Präsentieren Sie sich ungekünstelt als offenes, sympathisches Unternehmen, versehen Sie die Posts mit aussagekräftigen Hashtags und vernetzen Sie sich mit anderen Accounts Ihrer Branche.
- Besuchen Sie Ausbildungs- und Berufsmessen
Buchen Sie einen Stand bei einer regionalen Ausbildungs- oder Berufsmesse und passen Sie die Präsentation Ihres Betriebs an die Zielgruppe an. Es handelt sich nicht um eine Fachmesse: Lassen Sie also introvertierte Charaktere lieber im Betrieb. Nehmen Sie stattdessen offene, kommunikative Führungskräfte, erfahrene Angestellte sowie einige Azubis mit, die interessierten Lernenden gern Rede und Antwort stehen. Mit lustigen oder nützlichen Give-aways, die Firmenlogo und Websiteadresse enthalten, erhöhen Sie die Chance, dass Ihr Betrieb in Erinnerung bleibt.
- Lancieren Sie lokale Werbemaßnahmen
Viele zukünftige Azubis suchen zunächst einen Ausbildungsbetrieb in der Nähe Ihres Heimatorts, deshalb sollten Sie regionale Werbung nicht unterschätzen. Ob Sie einen lokalen Sportverein als Sponsor unterstützen, mit einer Schule für Projektwochen kooperieren oder öffentlichen Einrichtungen eines Ihrer Werkstücke stiften. Wählen Sie einfach einen guten Zweck, der zu Ihren Überzeugungen passt und Ihre Ausbildungsplätze bekannt macht. Darüber hinaus können Sie auch mit der lokalen Zweigstelle der IHK und der Agentur für Arbeit zusammenarbeiten und damit ihre Reichweite vergrößern.
Warum ist es so schwierig, passende Azubis zu finden?
Vor allem kleine und mittelständische Unternehmen berichten, dass es seit Jahren immer schwerer wird, Auszubildende zu finden. Dafür sind verschiedene Gründe verantwortlich.
Der beständige Rückgang der Geburtenzahlen macht sich inzwischen auch bei der Anzahl der Abschlüsse bemerkbar. Ein großer Teil von Schulabgängern strebt außerdem ein Studium an, immer weniger junge Menschen interessieren sich für eine handwerkliche Ausbildung. Das ist einerseits darauf zurückzuführen, dass der Ruf der Ausbildung allgemein gelitten hat. Geringe Bezahlung, kaum Mitspracherecht, schlechte Aufstiegschancen und ungenügende Förderung: Das sind Vorurteile, die mit einer Ausbildung im Handwerk verbunden werden und die früher mit Sicherheit eine Berechtigung hatten.
Inzwischen hat sich viel geändert: Zum Beispiel steigt der Anteil an Frauen im Handwerk, es besteht in vielen Gewerken keine Meisterpflicht mehr und auch die Digitalisierung im Handwerk macht sich bemerkbar.
Doch vor allem kleinere Betriebe sind nicht immer gut darin, diese Veränderungen zu kommunizieren und sich für Auszubildende attraktiv darzustellen. Der Handwerksbeschäftigungsindex zeigt, dass die Gehaltsentwicklung bei Handwerksberufen noch immer nicht mit der in IT-Berufen mithalten kann.
Das bedeutet jedoch nicht, dass Azubis das Handwerk grundsätzlich ablehnen. Im Gegenteil. In einer Zeit, in der immer mehr Menschen über wenig sinnvolle Bürojobs und endlose Meeting-Marathons klagen, gewinnt das Handwerk wieder an Ansehen. Dennoch müssen Sie den richtigen Weg wählen, um die besten Azubis für Ihren Betrieb zu finden.
Wie kommunizieren Sie Ihre eigenen Anforderungen an Azubis?
Es wäre wenig zielführend, wenn Sie durch Ihre Maßnahmen zwar viele Bewerbungen auf eine Auszubildendenposition erhalten, davon aber keine wirklich gut zu Ihrem Bedarf passt. Sie als Arbeit gebender Betrieb brauchen schließlich Kräfte, die entwicklungsfähige Grundlagen und Kernkompetenzen mitbringen. Darum sollten Sie ein Anforderungsprofil an potenzielle Azubis erstellen und dieses auf Ihren relevanten Kanälen kommunizieren.
Dabei geht es nicht so sehr um die sogenannten Hard Skills des Gewerkes, also die handwerklichen Fähigkeiten und Kenntnisse, die bei der täglichen Arbeit benötigt werden – die vermitteln Sie ja schließlich im Zuge der Ausbildung. Vielmehr betrifft es Soft Skills, die eine Eignung für ein Gewerk maßgeblich mitbestimmen, also Eigenschaften wie Lernfähigkeit, Eigenständigkeit, Kreativität, Teamfähigkeit oder Kommunikationsstärke.
So erhöhen Sie die Wahrscheinlichkeit, dass Azubis von den persönlichen Interessen, Fähigkeiten und Charakteren her zu Ihnen passen – und dass junge Menschen wiederum ein genaueres Bild davon haben, was sie in Ihrem Betrieb erwartet. Von Bedeutung sind beispielsweise die folgenden Aspekte:
- Ist es nötig, dass Azubis kontaktfähig und kommunikativ sind, etwa weil sie direkten Umgang mit Kundschaft haben?
- Wie teamfähig müssen Azubis sein oder wie selbstständig sollten sie über gewisse Zeiträume arbeiten können?
- Wie kreativ bzw. analytisch sollten Azubis denken können, etwa weil Ihr Betrieb öfter spontane Lösungen finden muss oder gutes räumliches Vorstellungsvermögen gefragt ist?
- Wie stark sollten Azubis körperlich belastbar sein?
- Welche Sprachkenntnisse sind unbedingt nötig?
Gewichten Sie derlei Anforderungen nach Muss-, Soll- und Kann-Kriterien. Muss-Kriterien sind für die Ausbildung unabdingbar, während das Fehlen eines Soll-Kriteriums wünschenswert, aber nicht entscheidend für den Erfolg der Ausbildung wäre. Kann-Kriterien wiederum sind „nur“ ein Bonus, die bestimmten Azubis gegenüber anderen Bewerbungen aber einen Vorteil verschaffen.
FAQ zu Azubis suchen
Fangen Sie etwa 10 Monate vor Beginn des Ausbildungsjahres an, nach Azubis zu suchen. Viele Lernende machen sich schon am Anfang ihres letzten Schuljahres, spätestens aber zu Beginn des neuen Jahres auf die Suche nach einem Ausbildungsplatz. Je früher Sie mit der Suche beginnen, umso mehr Zeit bleibt Ihnen, um bei Auswahlgesprächen und ggf. auch Probearbeitstagen sicherzustellen, dass Sie die besten Azubis für Ihren Betrieb finden.
Die Generation Z lebt digital. Dementsprechend sind Suchmaschinen und soziale Medien die ersten Anlaufstellen von Jugendlichen bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz. Wenn Sie Azubis suchen, sollten Sie deshalb unbedingt mit einer guten Strategie zum Ausbildungsmarketing auf diesen Kanälen antreten.
Der beständige Rückgang der Geburtenzahlen macht sich inzwischen auch im Handwerk bemerkbar. Zudem interessieren sich immer weniger junge Leute für eine Ausbildung, häufig aufgrund von Vorurteilen: Geringe Bezahlung, kaum Mitspracherecht, schlechte Aufstiegschancen und ungenügende Förderung – diese Zuschreibungen sind mittlerweile zwar überholt, werden aber nach wie vor häufig mit einer handwerklichen Ausbildung in Verbindung gebracht. Vor allem kleinere Betriebe sind nicht immer gut darin, sich zeitgemäß zu präsentieren und für Auszubildende attraktiv darzustellen.
Zeitungsannoncen und Jobbörsen bieten noch immer einen ersten Anhaltspunkt, um Azubis zu suchen. Doch Sie können davon ausgehen, dass die Digital Natives der Generation Z Ihren Betrieb danach in Suchmaschinen und sozialen Medien suchen. Sie sollten dort entsprechend aussagekräftige Inhalte bereitstellen. Außerdem können Sie durch regionale Werbemaßnahmen (Vorträge an Schulen, Teilnahme an Ausbildungs- und Berufsmessen, soziales Engagement in der Umgebung usw.) bekannt machen, dass es in Ihrem Unternehmen freie Ausbildungsplätze und Stellen gibt.
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